‘Cinquant’ anni di vita italiana’ (Tl.3: 1919-1924 crisi della democrazia / Fünfzig Jahre italienisches Leben – Krise der Demokratie)
28 Dezember 1958
(ID Teca [Archiv-ID]: C23) Dieser Auszug veranschaulicht die Machtergreifung der Faschisten, von der schwachen Facta-Regierung über den Marsch auf Rom bis zur Amtseinführung der ersten Mussolini-Regierung. Er ist Teil einer Montage-Dokumentation aus der zehnteiligen Serie, der allerersten großen historischen Rekonstruktion des noch jungen öffentlich-rechtlichen Fernsehens. Als Ergebnis dreijähriger Vorbereitung und herausgegeben von dem bekannten Vatikan-Experten und liberal gesinnten Essayisten Silvio Negro, wurde die Serie ab Dezember 1958 auf dem (damals einzigen) nationalen Sender gezeigt (dieser Auszug wurde genau am Sonntag, 28. Dezember, ausgestrahlt) und war ein großer Publikumserfolg.
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Nascita e avvento del fascismo
Angelo Tasca, La Nuova Italia Das Buch entstand in Tascas Exiljahren (er war unter den Gründern des Partito Comunista Italiano und wurde wegen seiner Anti-Stalin-Haltung aus der Partei ausgeschlossen). Im Original erschien es 1938 mit dem Titel Naissance du fascisme (Geburt des Faschismus) im französischen Verlag Gallimard. Das Buch von Angelo Tasca ist der erste Text, der nicht nur als Zeitzeugnis und politische Kritik verfasst ist, sondern auch eine Rekonstruktion der inneren Dynamik bietet, die zur Entstehung und zur Machtergreifung der faschistischen Bewegung in Italien geführt hat.

La crisi dello Stato liberale in Italia
Gabriele De Rosa, Studium Als dieses zusammenfassende Buch erschien, hatte De Rosa bereits einen Namen als Erforscher der katholischen Bewegung (im Verlag Laterza war in zwei Bänden sein Werk über die Azione cattolica erschienen), er wurde jedoch noch nicht als der Hauptwissenschaftler des Themas angesehen. Zehn Jahre später erst veröffentlichte er seine monumentale Studie des Partito Popolare. In „La crisi dello Stato liberale in Italia“ (Die Krise des liberalen Staates in Italien) ließ De Rosa Dokumente und Interpretationen einfließen, die er später weiter entwickelte (1957 in einem Buch über das Verhältnis von Giolitti zum Faschismus und dann in der zehn Jahre später veröffentlichten Geschichte des Partito Popolare). Das Ende des liberalen Italiens kam durch das Zusammenspiel eines radikalen Versagens der Führungsschicht, durch gegenseitige Vetos und durch die Arroganz der arrivierten Politiker wie etwa Giolitti, die nicht in der Lage waren, die revolutionäre Situation zu begreifen, in der sie lebten, wie auch die tiefe staatsgefährdende Kraft des Faschismus.

Giovanni Mira: Storia d’Italia nel periodo fascista
Luigi Salvatorelli – Giovanni Mira, Einaudi. Das Buch ist eine komplette Überarbeitung der vorhergehenden Storia del fascismo (Geschichte des Faschismus), 1952 ebenfalls bei Einaudi erschienen. Lange Zeit war die Storia d’Italia nel periodo fascista (Geschichte Italiens während des Faschismus) das klassische Werk für Studien zum Ventennio (der faschistischen Periode). Auch bei Salvatorelli und Mira, beide Veteranen des Ersten Weltkriegs und beide danach politisch aktiv, finden sich zahlreiche Zeitzeugen, militante Antifaschisten (zu unterschiedlichen Zeiten und mit unterschiedlichen Rollen) sowie spezialisierte Forscher. Vor allem Salvatorelli, Universitätsdozent, aber auch Leitartikler von La Stampa nach 1919, verwertete in dem Buch viele seiner Studien über die Entstehung des Faschismus, getrieben von der Überzeugung, dass der Moment gekommen sei, die Zeitzeugenphase der Zeit des Regimes hinter sich zu lassen und eine historiographische Rekonstruktion zu leisten.

Nitti, D’Annunzio e la questione adriatica 1919-1920
Paolo Alatri, Feltrinelli. Auch wenn diese Monographie von Paolo Alatri nicht direkt Teil einer Bibliographie des Faschismus ist, bleibt sie doch, mit der Distanz vieler Jahre, ein fundamentales Werk, um den schwierigen Übergang vom Krieg zum Frieden in Italien nach 1918 zu verstehen und auch das Gerinnsel von Unzufriedenheit, Frustration und nationalistischer Hysterie, aus dem der Faschismus entstand und populär wurde. Es ist die erste kritische Studie, die die Frage von Fiume und die Rolle der extremen Rechten bei der Schwächung des Konsenses über den liberalen Staat rekonstruiert: Der Ruhm einer patriotischen Ikone wie D’Annunzio wurde ausgenutzt. Alatris Buch unterscheidet sich von anderen durch ein sehr scharfes und bis heute nachvollziehbares Urteil über die Unfähigkeit und die psychologische Beschränktheit der politischen Klasse der Zeit.
Kultur und Politik
Prozess gegen Junio Valerio Borghese
Der Prozess gegen Prinz Junio Valerio Borghese, Kommandeur der X MAS, der Eliteorganisation der Republik von Salò, beginnt vor dem Sondergerichtshof in Rom. Er wird der Kollaboration und grausamer Gewalttaten gegen die Partisanen beschuldigt. Borghese wird zu lebenslanger Haft verurteilt, wird seine die Strafe dank derwird jedoch wegen mildernden mildernder Umstände in 12 zwölf Jahre Haft umgewandelt und dann durch Amnestieverfahren auf drei Jahre verkürzt, bis er aufgrund der Togliatti-Amnestie aus dem Gefängnis entlassen wird. Nach seiner Ernennungdem er zum Ehrenpräsidenten der Movimento sociale italiano (italienischen Sozialbewegung) wird Borghese ernannt wird, 1970 wird Borghese der Anführer eines Putschversuchs sein, um die demokratische Ordnung zu stürzen und ein autoritäres Regime in Italien zu errichten.
Die „Rhodos-Gruppe“
Der Präsident der Italienischen Republik, Luigi Einaudi, unterzeichnet die Begnadigungsdekrete (gegengezeichnet vonm Verteidigungsminister Randolfo Pacciardi) für vier deutsche Offiziere und Unteroffiziere, die im Oktober 1948 in Rom für die willkürliche Erschießung von 29 italienischen Gefangenen verurteilt wurden. Die vier Verbrecher der „Rhodos-Gruppe“ werden kommen wieder frei und werden unter großer höchster Geheimhaltung zurückgeführt, ohne dass die italienische Öffentlichkeit davon Kenntnis erlangt. Wenige Tage später trifft Konrad Adenauer, der BundeskanzlerKanzler der Bundesrepublik Deutschland, Konrad Adenauer in Rom mit Ministerpräsident Alcide De Gasperi zusammen: , einals erster Schritt zu in Richtung freundlicherherzlichen italienisch-deutschen deutscher Beziehungen.
das Scelba-Gesetz
In Anwendung der zwölften Übergangs- und Schlussbestimmung der Verfassung wird das Scelba-Gesetz (645/1952) angenommen. Es sieht, das strafrechtliche Sanktionen für jeden vorsieht, der versucht, die aufgelöste faschistische Partei zu reorganisierenwiederzubeleben, sowie für alle Vereinigungen oder, Bewegungen oder Personengruppen, die antidemokratische Zwecke Ziele verfolgen. Das Verbrechen derDer Straftatbestand der apologia di fascismo (Entschuldigung des Faschismus) gilt auch für jedengilt auch für diejenigen, die der Gewalt als Mittel des politischen Kampfes verherrlichent, bedroht androhen oder anwendent., Außerdem alle, die die Unterdrückung der durch diein der Verfassung garantierten Freiheiten befürwortet befürworten oder die Demokratie, ihre Institutionen und die Werte des Widerstands verunglimpftverunglimpfen, oder rassistische Propaganda betreiben.
Die Wahlveranstaltung von Arcinazzo
Während einer Wahlveranstaltung in Arcinazzo, in der Region Ciociaria, holt Giulio Andreotti, Untersekretär des Ratsvorsitzes, den ehemaligen italienischen Marschall sowie früheren Verteidigungsminister der RSI, Rodolfo Graziani, auf die Bühne. Der lobt den Antikommunismus und Proatlantismus der christdemokratischen Regierung: „Sollte Italien, und sei es zu Verteidigungszwecken, in einen weltweiten Konflikt verwickelt werden, der die ganze Welt bedroht, würden wir MSI-Kämpfer weder die Kriegsdienstverweigerung als neue Form der Fahnenflucht infrage stellen, noch irgendwelche ideologischen Vorurteile anbringen. Die Soldaten, die mir folgen, sind bereit, ihren Dienst zu leisten und eilen zur Verteidigung des gefährdeten Vaterlands.“
Die Armee von S’Agapò
Der Filmkritiker Renzo Renzi (ehemaliger Infanterieoffizier in den Jahren '42 bis '43) und der Drehbuchautor Guido Aristarco werden verhaftet und vom Mailänder Militärgericht wegen „Beleidigung der Streitkräfte“ vor Gericht gestellt: Sie hatten den Film mit dem Titel „L’armata S’Agapò“ veröffentlicht, der von kriminellem Verhalten der italienischen Truppen während des griechischen Feldzugs gegen die Zivilbevölkerung erzählt (insbesondere von Gewaltanwendung gegen griechische Frauen). Der Schriftsteller Curzio Malaparte verteidigt das Recht auf Pressefreiheit für die beiden Angeklagten, kritisiert aber „das Recht, die Masse der italienischen Soldaten als einen Haufen moralisch fragwürdiger Schurken auszugeben“, die „ihre niederen Instinkte an einer hilflosen und hungernden Bevölkerung auslebten“.
Oggioni Präsident des Kassationsgerichtshofs
Luigi Oggioni, ehemaliger Generalstaatsanwalt der Republik von Salò, wird zum ersten Präsidenten des Kassationshofs ernannt. 1966 wird ihn Giuseppe Saragat,der Präsident der Republik, Giuseppe Saragat zum Richter des Verfassungsgerichts ernennen. Das gleicheselbe Schicksal ereiltee Gaetano Azzariti, ehemaliger Präsident des Tribunals zur Verteidigung der Rasse, der 1955 durch den Willen des Präsidenten der Republik, Giovanni Gronchi, zum Verfassungsrichter ernannt wurdewurde.