‘Questo secolo.’ (Dieses Jahrhundert) 1935 e dintorni (Tl.3, Faccetta nera – 1935 und drumherum – Schwarzes Gesichtchen)
18 Mai 1982
(ID Teca [Archiv-ID]: P82138/001) In dieser Sendung von Enzo Biagi, die am 18. Mai 1982 ausgestrahlt wurde, erinnert sich der berühmte konservative Journalist Indro Montanelli daran, was die Begegnung mit dem Faschismus für ihn und seine Generation vorpubertärer Jungen bedeutet hatte. Er erklärt die widersprüchliche Natur von Mussolinis Positionen, die allmähliche Entwicklung seiner politischen Klarheit und kommt zu dem Schluss, dass es nicht Mussolini war, der die italienische Demokratie getötet hat, sondern dass er sie nur begraben hat, nachdem sie Selbstmord begangen hatte.
Il coraggio e la pietà (Mut und Gnade)
9 November 1986
(ID Teca [Archiv-ID]: C42711) In diesem berührenden Interview – eines der letzten zu seinen Lebzeiten – berichtet Primo Levi von der Hilfe, die er während seiner Gefangenschaft in Auschwitz von einem Italiener außerhalb des Konzentrationslagers erhielt (Lorenzo Perrone), der auch in Se questo è un uomo (Ist das ein Mensch?) erwähnt wird. Levis Aussagen fließen ein in die zweiteilige Recherche von Nicola Caracciolo über die italienischen Solidaritätsaktionen gegenüber den Juden während des Krieges. Die Grundthese der Untersuchung (ausgestrahlt am 9. und 16. November 1986 auf Rai2), die hier vom Erzähler dargelegt wurde, ist hernach von der Geschichtsschreibung weitgehend widerlegt worden. Interviews wie das von Levi zeigen jedoch, wie stark diese These damals selbst von den hellsichtigsten jüdischen Intellektuellen vertreten wurde.
Lesen Sie das TranskriptGeschichtsschreibung

Il fascismo e il consenso degli intellettuali
Gabriele Turi, Il Mulino Dieses Buch ist das erste einer langen Reihe von Forschungen über das Verhältnis der Intellektuellen zum Regime und das Ende der gewöhnlich vorherrschenden Idee, dass die Kulturschaffenden größtenteils Antifaschisten oder gleichgültig gegenüber dem Faschismus waren. Die Zustimmung zur Diktatur, die zum Teil auf Bequemlichkeit basierte und zum Teil auf ideologischer Sympathie, der Geltungsdrang vieler Gelehrter (wie Giovanni Gentile, dem Turi 2006 eine Biographie widmete) beim Aufbau des neuen Staates und die Nachgiebigkeit der Mehrheit der Universitäts- und Akademieangehörigen auch gegenüber den verachtenswertesten Maßnahmen des Regimes (wie den Rassengesetzen) haben zusammen zu einer Neubewertung der Wahrnehmung des Ventennio geführt.

Il fallimento del liberalismo
Roberto Vivarelli, Il Mulino Diese Sammlung von vier über mehrere Jahre erschienenen Aufsätzen (darunter eine lange und polemische Rezension des ersten Bandes der Mussolini-Biographie von De Felice) kann als eine Zwischenetappe der langen Ausarbeitung des zweiten Bandes der Geschichte der Ursprünge des Faschismus gesehen werden (der erst zehn Jahre später erschien). Obwohl weniger bekannt als andere Beiträge, handelt es sich hier um einen grundlegenden Text, um die lange Periode des Zusammenbruchs des liberalen Staates und der Genese der Diktatur zu verstehen.

Il mito dello stato nuovo
Emilio Gentile, Laterza Dieses Buch (eine Sammlung von Aufsätzen) zeichnet den Verlauf des Faschismus als eines Regimes mit dem Ziel der Neugründung des Staates und der Institutionen nach, beginnend beim Anti-Giolitti-Sentiment des 19. Jahrhunderts bis hin zu einigen Protagonisten des Regimes von Rocco bis Bottai. Es ist einer der relevantesten Beiträge in der langjährigen Auseinandersetzung Gentiles mit dem Problem des faschistischen Totalitarismus.

Storia del partito fascista
Emilio Gentile, Laterza Diese Studie von Gentile, seit ihrem Erscheinen als kanonisches Werk für die Geschichte der Faschistischen Partei (PNF) eingestuft, begründet endgültig das Bild und die Idee der Partei-Miliz als strukturellem Ausdruck der neuen Politik, die auf einem wesentlichen Erbe an Sprache und gewalttätigen Aktionen basiert, beginnend mit der interventionistischen Mobilisierung und dem Ersten Weltkrieg. Ausgangspunkt sind eine beeindruckende Fülle von Daten und eine kritische und unvoreingenommene Lektüre der Vorurteile über die interne Dynamik des Faschismus. Das Buch beendet in idealer Weise eine Forschungsperiode einzelner Aspekte des „faschistischen Phänomens“ (die Wurzeln der Ideologie, der Mythos des Neuen Staates, die combattenti, die Sabatucci untersuchte), die 15 Jahre früher begonnen hatte und an denen sich die Generation der römischen Schüler De Felices gemessen hatte.
Kultur und Politik
Anschlag von Bologna
1980: Am 2. August um 10.25 Uhr explodiert im Wartesaal des Hauptbahnhofs von Bologna eine Zeitbombe in einem verlassenen Koffer, wodurch 85 Menschen getötet und mehr als 200 verletzt werden. Es ist einer der schwersten Terrorakte der Nachkriegszeit. Am 23. November 1995 werden die Täter Giuseppe Valerio Fioravanti und Francesca Mambro, beide Neofaschisten der NAR, die ihre Unschuld behaupten, von der Kassation zu lebenslanger Haft verurteilt. Der ehemalige Leiter von P2 Licio Gelli, der ehemalige Agent des SISMI (Militärischer Nachrichten- und Sicherheitsdienst) Francesco Pazienza sowie die Militärgeheimdienstoffiziere Pietro Musumeci und Giuseppe Belmonte werden wegen Irreführung der Ermittlungen verurteilt. Am 9. Juni 2000 erlässt der Schwurgerichtshof von Bologna neue Urteile wegen Irreführung der Ermittlungen. Die Täter des Massakers werden nie identifiziert.
Die Freilassung von Walter Reder
1985: Die Regierung unter dem Vorsitz des Sozialisten Bettino Craxi ordnet die Freilassung von Walter Reder an (1951 wegen des Massakers von Marzabotto-Monte Sole verurteilt und 1980 aufgrund eines Urteils des Militärgerichts von Bari unter Auflagen freigelassen, obwohl er sich in Sicherungsverwahrung befand). Die Entscheidung der italienischen Regierung (die eilig Reders Rückkehr mit einem Militärflugzeug nach Österreich anordnet) löst Kontroversen aus und empört die Hinterbliebenen der Opfer des Massaker. Reder wird von Verteidigungsminister Friedhelm Frischenschagler empfangen, was weltweit Entrüstung auslöst.
Die institutionelle Reform des Staates
Bettino Craxi und Gianfranco Fini (der Sekretär des PSI und der Leiter der italienischen Sozialbewegung) treffen sich, um die institutionelle Reform des Staates zu diskutieren. In den Gesprächen wird die Notwendigkeit festgestellt, die Verfassungsbestimmungen abzuschaffen, welche die Neugründung der faschistischen Partei verbieten, und damit den diskriminierenden Faschismus/Antifaschismus zu überwinden.
„Italiener sind gute Menschen“
Anlässlich des 50. Jahrestages der Einführung der Rassengesetze in Italien verbreitet sich im Land ein neues Bewusstsein, das die Bildung einer öffentlichen Erinnerungskultur wesentlich befördert. Historiographische Forschungen wie die von Michele Sarfatti stellen das Narrativ des faschistischen Antisemitismus als gesüßtes beschönigendes Modell des Nazi-Antisemitismus in Frage, das von Berlin aus gegen die Gefühle der „guten Italiener“ durchgesetzt wurde. Studien zur Allgegenwart antisemitischer Gesetzgebung und zur bewiesenen Verantwortung der Italiener für die Deportation und Vernichtung der Juden zeigen das peinliche Gesicht eines Italiens, dem die Schrecken des Holocaust gleichgültig sind.