’La Grande Storia. Dalle leggi razziali alla Shoah’ (Die große Geschichte – Von den Rassengestzen bis zur Shoah)
12 Oktober 2008
(ID Teca [Archiv-ID]: F394280) Die am 12. Oktober 2008 auf Rai3 ausgestrahlte Folge, aus der diese vier Auszüge stammen, basiert vollständig auf den Aussagen italienischer Überlebender der antisemitischen Verfolgung. Dieser jüngste Schwerpunkt der Sammlung von Zeugenerinnerungen, die befragt werden sollen, „bevor es zu spät ist“, wird durch die Berichte von Ferruccio D’Angeli und Cesare Finzi gerechtfertigt, die die Folgen des Geschehenen anschaulich wiedergeben, sowie von Liliana Segre (zehn Jahre vor ihrer Ernennung zur Senatorin auf Lebenszeit), die der italienischen Gesellschaft eine viel größere Verantwortung zuschreibt als die zuvor weit verbreitete (wie zum Beispiel in dem oben erwähnten Beitrag Il coraggio e la pietà [Mut und Gnade] von 1986).
‘La Grande Storia. Dalle leggi razziali alla Shoah’ (Die große Geschichte – Von den Rassengestzen bis zur Shoah) – 2
12 Oktober 2008
(Teca ID [Archiv-ID]: F394280) Ferruccio D'Angeli
‘La Grande Storia. Dalle leggi razziali alla Shoah’ (Die große Geschichte – Von den Rassengestzen bis zur Shoah) – 3
12 Oktober 2008
(ID Teca [Archiv-ID]: F394280) Cesare Finzi
’La Grande Storia. Dalle leggi razziali alla Shoah’ (Die große Geschichte – Von den Rassengestzen bis zur Shoah) – 4
12 Oktober 2008
(ID Teca [Archiv-ID]: F394280) Liliana Segre
Geschichtsschreibung

La cultura fascista
Ruth Ben-Ghiat, Il Mulino Der Titel der italienischen Übersetzung ist missverständlich. Das Original (Fascist modernities) zeigt genauer das Vorhaben der Autorin, nicht die gesamte italienische Kultur während des Faschismus zu untersuchen, auch nicht einige Gebiete der Kultur, in die das Regime eindrang, um sie zu unterstützen, kontrollieren oder finanzieren. Sie analysiert den Versuch des Regimes, ein neues intellektuelles Modell zu schaffen und eine neue Form kollektiver Identität zu prägen mithilfe der Kanäle der Massenkommunikation. Dennoch handelt es sich um einen der innovativsten Beiträge der Geschichtsschreibung des Faschismus jener Jahre. Besonders interessant ist das Buch für das Thema Film, es ist ein Wendepunkt: in den folgenden Jahren wird die kulturelle Dimension der Diktatur breitflächig wiederentdeckt dank des erneuerten Interesses von Historikern, Kommunikationsforschern und Kunstgeschichtlern.

Adriano Roccucci: Roma capitale nel nazionalismo (1908-1923), Archivio Guido Izzi 2001
Adriano Roccucci, Archivio Guido Izzi Seit den 70er Jahren des 20. Jahrhunderts hatte die lokale Faschismus-Forschung Erfolg, sie war voller neuer Erkenntnisse und oft fundamental wichtig, um die verschiedenen Variationen der Diktatur zu verstehen, von ihrem Ursprung bis zu den Jahren der Zustimmung. Das Buch von Roccucci gehört zu dieser Forschungsrichtung, bietet aber gleichzeitig auch einen tieferen und komplexeren Blick. Die nationalistische Bewegung, um die es geht, war erst Vorläufer, dann Konkurrent und schließlich untergeordneter Unterstützer der aggressiveren und skrupelloseren faschistischen Bewegung, die deren Gewaltbereitschaft übernahm und den radikalen Bruch mit der liberalen Ordnung, bis sie schließlich komplett absorbiert wurde.

Alleati di Hitler. Le Regie Forze Armate, il regime fascista e la guerra del 1940-43
MacGregor Knox, Garzanti Die Streitkräfte und die Politik des Militärs waren immer eine Art steinerner Gast in der Geschichtsschreibung des italienischen Faschismus. Ein paradoxes Vakuum, wenn man an das symbolische Gewicht der Stärke und der imperialen Ambitionen während des Regimes denkt. Auch die bekannten Wissenschaftler (zum Beispiel De Felice) haben sich bis auf wenige Ausnahmen nicht mit dem Thema beschäftigt. MacGregor Knox untersucht in seinem Buch, wie unvorbereitet für einen modernen Krieg Italien war. Er nimmt die Waffengeschäfte kritisch auseinander, die einer schwerwiegenden ökonomischen Rückständigkeit geschuldet waren wie auch das Scheitern der kulturellen Mobilisierung eines Regimes, das aus dem Kriegsmythos sein charakteristisches Emblem gemacht hatte.

La politica delle armi. Il ruolo dell’esercito nell’avvento del fascismo
Marco Mondini, Laterza Seit der Bildung der ersten Regierung Mussolinis, im Herbst 1922, klagten viele Zeitzeugen das Heer an, die Entstehung der Diktatur begünstigt (wenn nicht bedingt) zu haben und die eigene Verpflichtung gegenüber dem legitimen Staat verraten zu haben (Gaetano Salvemini sprach explizit von einer Militär-Verschwörung). Dennoch hat sich niemand von denen, die den Beginn des Regimes erforscht haben, damit beschäftigt, die Verantwortung des Militärs im politischen Kampf jener Jahre zu klären, ebenso wenig wie man bis dahin den Ursprung dieser enormen Einflussnahme auf das öffentliche Leben zu klären versucht hatte (die italienischen Offiziere waren aus Tradition loyal und monarchisch). Abgesehen von einer Studie von Giorgio Rochat von 1967, mittlerweile veraltet, ist das Buch von Mondini die einzige Forschungsarbeit, die sowohl unter politischen wie kulturellen Aspekten das Militär nach dem Ersten Weltkrieg erforscht, seine Rolle bei der Entstehung der Diktatur und seinen Einordnung ins Regime.

Camicie nere, camicie brune. Milizie fasciste in Italia e in Germania
Sven Reichardt, Il Mulino Dieses Buch ist eine Teilübersetzung des deutschen Originals, welches aus der Doktorarbeit des Autors hervorgegangen ist. Die Studie ist umfangreich und enthält viel Archivmaterial. Sie ist eine wichtige vergleichende Geschichte der politischen Gewalt im (gescheiterten) Prozess des politischen Übergangs zur Nachkriegszeit in der Weimarer Republik und im liberalen Italien. In der Folge wurde Reichardts Thema durch andere Studien vertieft, die das Klima des nicht erklärten Bürgerkriegs in Deutschland behandeln, man denke an Mark Jones‘ Buch 1923, das Hitlers Putschversuch untersucht, und weitere Studien auch zu Italien. Obwohl Reichardts Buch nicht immun ist gegen manche Vereinfachungen, bleibt es doch die beste Zusammenfassung der Geschichte der faschistischen Kader bis zum Marsch auf Rom.
Kultur und Politik
Der „Tag des Gedenkens“
Der „Tag des Gedenkens“ wird gesetzlich eingeführt zum Gedenken an den Holocaust, die Vernichtung und Verfolgung des jüdischen Volkes und sowie der Italiens italienischen militärischenr und politischen politischer Deportierten in Nazi-Lager eingeführt. Das italienische Parlament wählt als Datum den 27. Januar, den Tag der Sprengung der Tore von Auschwitz im Jahr 1945. Der Vorschlag des Abgeordneten Furio Colombo, den Tag am 16. Oktober in Erinnerung an die Verhaftung von über 1.000 Menschen (einschließlich Säuglingen und älteren Menschen) aus dem römischen Ghetto von Rom (einschließlich Säuglingen und älteren Menschen) zu feiern, hätte mit dem Finger auf die Verantwortung vieler Italiener bei der Gefangennahme gezeigt und Vernichtung der Juden verwiesen. Sein Antrag verfällt., verfällt.
Die Division Acqui
Der Präsident der Republik Ciampi besucht Kefalonia, wo er an das Massaker an 5.000 Offizieren und Soldaten der Division Acqui erinnert, die nach dem Waffenstillstand vom 8. September 1943 von der deutschen Armee erschossen wurden, weil sie sich weigerten, ihre Waffen herauszugeben. Für den Präsidenten ist dies der „erste Akt des italienischen Widerstands“. Ein Widerstand, der als chorisches Phänomen interpretiert wird Chorphänomen interpretierter Widerstand:, wie die Vereinigung des italienischen Volkes mit den Streitkräften. In Ciampis Vision markiert der 8. September nicht den „Tod des Vaterlandes“, sondern den Moment der Erlösung des italienischen Volkes von der Schande des Faschismus und von der Tragödie des Zweiten Weltkriegs.
Italien und Deutschland in Marzabotto
Am 17. April treffen sich Bundespräsident Ciampi und Bundespräsident Johannes Rau in Marzabotto, um der Opfer des NS-Massakers (770 Zivilisten, fast ausschließlich Frauen und Kinder) zu gedenken. Das Treffen stellt einen wichtigen Schritt in der italienisch-deutschen Aussöhnung zwischen zwei Ländern dar, die sich gegenseitig bekämpft haben, die für schwere Kriegsverbrechen verantwortlich sind und die die Notwendigkeit der Brüderlichkeit zwischen den Völkern Europas bekräftigen.
Fini in Israel
Gianfranco Fini (Vorsitzender der Nationalen Allianz und stellvertretender Ministerpräsident in der Regierung Berlusconi) spricht während seiner Reise nach Israel bei einem Besuch in Yad Vashem vom „Faschismus als einem absoluten Übel“. Unter Hinweis auf die 6 Millionen Juden, die ihres Eigentums beraubtund , ihrer Bürgerrechte beraubt, verfolgt, deportiert und zum Sterben in Konzentrationslager geschickt wurden, spricht Fini von „berüchtigten Rassengesetzen“ und prangert verurteilt das Klima der „Gleichgültigkeit, Komplizenschaft und Feigheit“ von „vielen Italienern, die 1938 nichts unternommen haben, um zu reagieren“.
Der „Tag des Gedenkens“
Ein Gesetz des italienischen Parlaments legt bestimmt den „Gedenktag“ in Erinnerung an die Opfer der Foibe und der aus Istrien und Dalmatien verbannten Italiener fest, der jeden jährlich am 10. Februar begangen wird. Das Datum wurde im Widerspruch zu den Friedensverträgen (unterzeichnet in Paris am 10. Februar 1947) gewählt, die Istrien, Carnaro, die Stadt Zadar, mit ihrer Provinz und den größten Teil von Venezia Giulia (zuvor zu Italien gehörend) an Jugoslawien abgetreten hatten.
„Der Vorleser“
"Der Vorleser", eine Verfilmung von Bernhard Schlinks Bestseller Der Vorleser, kommt in die Kinos. Dieser Film entfacht in Deutschland erneut die Debatte über die Schuld und Verantwortung des deutschen Volkes für den Aufstieg und die Zustimmung zur verbrecherischen Politik der Nationalsozialisten. Der Film erzählt von den Schwierigkeiten, die Generationen von Deutschen in der Nachkriegszeit hatten, mit der Verfolgung und Vernichtung der Juden umzugehen.