1922

28. Oktober

Unter Gewalt, Drohungen und mit dem Versprechen, die Ordnung in dem von Jahren des Bürgerkriegs verwüsteten Land wiederherzustellen, stürmt die 1919 von Benito Mussolini (in Mailand auf der Piazza San Sepolcro) gegründete Bewegung der Fasci di combattimento nach Rom.

Doch das, was das Regime noch zwanzig Jahre lang als Gründungsmythos der Machteroberung, als Krönungsakt der „faschistischen Revolution“ feiern sollte, ist nichts weiter als eine aufsehenerregende Farce. Mit einer Mischung aus skrupelloser Gewalt und prahlerischer Inszenierung hatte der Marsch auf Rom zum Ziel, die Regierungskrise (mittels Putschandrohung) zu verschärfen und sich überschlagende Ereignisse herbeizuführen.

Die Faschisten erobern die Macht nicht, sondern sie wird ihnen von König Vittorio Emanuele III und einer liberalen herrschenden Klasse überlassen. Diese Klasse hatte Angst vor der sozialistischen Revolution und war bestrebt, das Land von allen Feinden der Nation zu säubern: Anarchisten, Sozialisten, Defätisten, Saboteure.